Die Zeit hat diese Ereignisse nicht ausgelöscht,
Man muss nur die oberste Schicht anheben,
Und als rauchendes Blut aus dem Hals
werden uns die früheren Gefühle überkommen.
Wladimir Wysozkij
Die gezielte Sprengung, die von feindlichen Kräften von innen und außen vorbereitet wurde, hat vor fast dreißig Jahren unsere gemeinsame Heimat, den Planeten „UdSSR“, zerrissen. Dabei erwies sich der Donbass als Teil eines Splitters der Sowjetunion, der zuvor die Bezeichnung USSR trug und im Herbst 1991 begann sich die unabhängige Ukraine zu nennen.
Es muss gleich die Besonderheit des Donbass genannt werden. Er wird oft als eine russischsprachige Region, als ein organischer Teil der Russischen Welt bezeichnet. All das ist tatsächlich so. Aber gleichzeitig sind die überwältigende Mehrheit der Einwohner des Donbass, selbst ein Vierteljahrhundert nach dem Tod der UdSSR in ihrem inneren Wesen weiterhin sowjetische Menschen geblieben.
Selbst die lange Herrschaft des oligarchischen halbkriminellen Regimes der Partei der Regionen konnte den sowjetischen Gärstoff nicht aus den Einwohnern des Donbass, sogar einschließlich der nach 1991 aufgewachsenen Generation, herausbleichen. So dass es angebracht wäre, unsere Region russisch-sowjetischen oder russländisch-sowjetisch zu nennen, was einem mehr gefällt.
Dies bestätigten die Nach-Maidan-Ereignisse des Jahres 2014. Ja, der ganze Südosten hat zu Beginn den vom kollektiven Westen und in erster Linie den USA provozierten Maidan-Aufstand in Kiew nicht akzeptiert. Massendemonstration fand auch in Charkow und in Odessa sowie in einigen anderen Industriestädten statt. Aber sie blieben kleine Inseln des Protestes unter den sie umgebenden passiven Provinzen. Und nur im Donbass gingen die Proteststimmungen in die Tiefe: von der Millionenstadt Donezk bis zu den bescheidensten Ortschaften – kleinen Städten, Arbeitersiedlungen, Dörfern. Genau dadurch zeigte der Donbass seine besondere Unversöhnlichkeit gegenüber den schwarzen Kräften der Reaktion und des Nazismus, die in der Ukraine an die Macht kamen.
Als ein deutliches Beispiel eines solchen Widerstands kann man das Bezirkszentrum Amwrosiewka nennen, dessen Name der gesamten Welt nach den heftigen Kämpfer in seiner Umgebung im Sommer 2014 bekannt wurde. Aber bereits im Frühjahr begannen die Stadt und der Bezirk ihren Beitrag zum Kampf gegen die Bandera-nazistischen Banden zu leisten.
Ein erster Impuls für den Beginn der Massenbewegung war hier die Rückkehr der Krim in den heimatlichen Hafen. Bushaltestellen von Amwrosiewka begannen von selbstgemachten Plakaten und Flugblättern mit Aufrufen, dem Beispiel der Krim zu folgen, überzuquellen. Darüber sprachen auch die Redner auf den Kundgebungen, die auf dem zentralen Platz der Stadt stattfanden, der weiterhin den Namen Lenins trug und bis heute trägt.
Dieser Enthusiasmus verringerte sich kein bisschen, als schon im April auf das Territorium des Bezirks Teile der 25. Luftlandebrigade der ukrainischen Streitkräfte einmarschierten, die als erstes die grenznahen Dörfer und Gehöfte besetzten und begannen, sich festzusetzen, ihre Technik in Waldstücken und am Rand von Ortschaften zu stationieren. Und dann begannen sie mit dem Ausheben von Schützengräben entlang der Grenzlinie, um den in Kiew erwarteten Angriff der russischen Armee zu behindern.
Auch ukrainische Luftstreitkräfte erschienen. Über der Stadt kreisten täglich Militärflugzeuge, Hubschrauber flogen und berührten fast die Dächer der privaten Häuser. Aber selbst eine solche „Luftbegleitung“ wirkte sich in keiner Weise auf die Protestkundgebungen der Amwrosiewker aus – die Glut des Russischen Frühlings legte sich nicht, sondern nahm zu. Im Bezirk wurde eine Kommission zur Vorbereitung des Referendums über die Selbständigkeit des Donbass gegründet.
Der Gerechtigkeit halber muss angemerkt werden, dass die Kommunisten des Bezirks Amwrosiewka eine große Rolle bei der Vorbereitung und Organisation des Referendums spielten, sie machten einen großen und den aktivsten Teil der Agitatoren aus, die in der knappen Zeit, die für die Agitation vorhanden war, alle, selbst die abgelegenen Ortschaften des Bezirks besuchten. In der Stadt, in den Arbeitersiedlungen, auf dem Dorf beförderten sie den kämpferischen, antifaschistischen Geist der Landsleute, pflanzten ihnen die Überzeugung ein, dass unsere Sache richtig ist und das heißt, dass der Sieg unser sein wird.
Zuerst war geplant, das Referendum am 11. Mai in allen Wahlkreisen durchzuführen. Aber bereits eine Woche vorher erschienen Truppenteile der 25. Luftlandebrigade an den Rändern von Amwrosiewka, schlugen ein ständiges Lager jenseits der Straße Donezk – Rostow auf.
Deshalb entschied das Komitee zur Vorbereitung des Referendums nichts zu riskieren, weil schon eine Menge Fälle von Festnahmen und Entführungen von Aktivisten des Russischen Frühlings bekannt waren. Alle territorialen Kommissionen vereinten sich am Tag des Referendums im Foyer des Kinos Pobeda, um 8:00 morgens die Abstimmung begann.
Die Stimmung war bei allen gehoben, obwohl einige Dutzend Meter vom Gebäude des Kinos ein ukrainischer Schützenpanzerwagen mit einem offen zu sehenden Lauf eines großkalibrigen Maschinengewehrs stand. Die Amwrosiewker kamen und kamen alle zu den Wahlurnen. Mehr als 85 Prozent der in den Listen erfassten Wähler gaben an diesem Tag ihre Stimme für die Freiheit des Donbass ab.
Einen halben Monat später fanden in der Stadt auch die Wahlen des Präsidenten der Ukraine statt. Aber die Wahlbeteiligung bei ihnen betrug nur 10 bis 15 Prozent. Zu einem großen Teil waren das Beamte und Geschäftsleute, die nicht am Referendum teilgenommen hatten, aber in jedem Fall ihre Ergebenheit gegenüber der Ukraine demonstrierten. Die Zahl der überzeugten Nationalisten ging war bei uns in einem vernachlässigbaren Bereich. Den Präsidenten der Ukraine wählten hauptsächlich Feiglinge und Opportunisten. Später zeigten sie sich, aber davon weiter unten.
Währenddessen begann sich das Leben in der Stadt radikal zu verändern. Es begannen Festnahme von Aktivisten des Russischen Frühlings, von an der Organisation des Referendums Beteiligten. Der ehemalige Afganistankämpfer Andrej Tkatschenko zum Beispiel wurde abends direkt bei seinem Haus ergriffen und zur Basis der ukrainischen Streitkräfte gebracht, wo er in eine Grube geworfen wurde, lange verhört und geschlagen wurde. Drei junge Leute, die im Frühjahr am Checkpoint an der Einfahrt nach Amwrosiewka standen wurden am helllichten Tag unmittelbar im Stadtzentrum festgenommen und in das Gebäude der ehemaligen Grenzschutzkommandantur verschleppt, in der die militärische Gegenaufklärung untergebracht war.
Mehr als hundert nicht gleichgültige Bürger versammelten sich am Gebäude der Kommandantur und forderten, die Festgenommenen freizulassen. Dies gelang damals nicht. Dennoch hatten die Besatzer im Amwrosijewka-Bezirk schon kein ruhiges Leben mehr.
Praktisch jede Nacht kamen mit Hilfe örtlicher Einwohner Gruppen von Freiwilligen aus Russland über die Grenze. Eine solche Gruppe kam um, als sie auf einen feindlichen Hinterhalt stießen. Im Hinterland der Besatzer fanden regelmäßig kühne Stroßtruppunternehmen der Donezker Miliz statt. Die Basis der ukrainischen Streitkräfte bei Amwrosijewka, von wo aus jede Nacht in Richtung Schachtjorsk und Ilowajsk geschossen wurde, wurde mehrfach mit einem mobilen „Grad“-Raketenwerfer der Donezker Miliz beschossen, dessen Besatzung geschickt der Verfolgung entging.
Die Mitglieder des örtlichen Untergrund verfolgten ständig die Informationen über Stationierungsorte von Technik und Personal des Gegners und die Bewegungen feindlicher Kolonnen und gaben sie über Mobilfunk an das Kommando der Miliz weiter. So wurde eine von diesen, die sich in Richtung Schachtjorsk bewegte und mehr als 60 Stück Panzertechnik umfasste, von freiwilligen Aufklärer aufgespürt und durch die Artillerie der Miliz vernichtet, ehe sie an die Front gelangte.
Aber auch der Feind schlief nicht. Jede Nacht war auf den Straßen von Amwrosiewka ein Auto mit Mitarbeitern des SBU unterwegs, die „unzuverlässige Elemente“ verfolgten und festnahmen. Außerdem verbreiteten sie über ihr Agentennetz regelmäßig erschreckende Gerüchte über nächtliche Beschüsse der Stadt und „Säuberungen“.
Und am 15. Juni ereignete sich ein Beschuss. Eine Batterie „Grads“ führte einen Schlag auf die friedliche schlafende Stadt durch. IN der Folge wurden etwa 40 Häuser am südlichen Rand von Amwrosiewka durch. Die Zahl der Verletzten wurde sorgfältig verschwiegen.
Ein weiteres Mal wurde der südliche Teil der Stadt bereits Anfang August beschossen. Dieses mal starben zwei Vorübergehende direkt an der Bushaltestelle. Ein Mann wurde sofort getötet, einer Frau, einer Kinderärztin, wurden beide Beine abgerissen. Sie starb auf dem Operationstisch, sie wiederholte die Bitte: „Sagt meinem Mann, dass ich getötet wurde!“. Zu Hause blieben bei ihr zwei minderjährige Kinder zurück.
Es verschwanden weiter Menschen, die möglicherweise nicht einmal wegen ihrer Überzeugungen festgenommen wurden, sondern um ein gefälliges Auto „mitgehen zu lassen“. Die Leiche eines solchen Autobesitzer wurde erst ein Jahr nach seinem Verschwinden gefunden. Ende Juli gegen Mitternacht drang einer Gruppe betrunkener „Helden“ in ein nachts geöffnetes Lebensmittelgeschäft ein, wo sie die Verkäuferin vergewaltigten und dann dort auf der Straße einen „Salut“ mit Maschinenpistolen veranstalten. Ein gewohntes Bild wurden Schützenpanzerwagen und Panzer, die unter gelb-blauen Flaggen direkt die Geschäfte anführen, von wo die ukrainischen Kämpfer Kästen mit Alkohol fortbrachten.
Ab Mitte August fanden die Kämpfe schon unmittelbar in der Nähe von Amwrosiewka statt. Die republikanische Artillerie zerschlug eine feindliche Basis und über der Stadt stand lange eine schwarze Rauchwolke. Von der Straße klang das Donnern der detonierenden Geschosse, die faule Kämpfer direkt in Kisten auf den Boden warfen. An einem der Augusttage stationierten die Besatzer ein Geschütz direkt im Zentrum der Stadt an einer Ampel und schossen von dort in Richtung des Dorfes Blagodatnoje, von wo Truppenteile der Donezker Miliz heranrückten.
Übrigens genau bei Blagodatnoje „erschienen“ in diesen Tagen polnische Söldner. Die Vertreter des NATO-Landes verteidigten offensichtlich im Donbass die Demokratie …
Und buchstäblich in der letzten Nacht vor der Flucht der Besatzer beschoss einer Erkundungs- und Diversionsgruppe der Donezker Miliz die Kommandantur mit einem Granatwerfer. Der Brand loderte mindestens einen Tag lang. Am frühen Morgen begann die flächendeckende Flucht der Besatzer aus Amwrosiewka. Wie verschreckte Tiere rannten sie auf den Straßen, drangen in Höfe ein, nahmen Fahrzeuge, Motorräder, um schneller vor der sich nähernden Vergeltung zu fliehen. Am Busbahnhof nahmen sie örtlichen Einwohnern die Oberkleidung weg und zogen sie an, warfen ihre fleckigen „Felle“ direkt auf den Asphalt.
In der Folge wurde von Gefangenen bekannt, dass die Faschisten vorhatten die ganze Stadt mit unversehrt gebliebenen „Grad“-Geschützen zu beschießen, um sozusagen einen „Abschiedsgruß“ zu hinterlassen. Aber dies gelang ihnen nur deshalb nicht, weil sie auf den Anmarsch der Milizen warteten und diese ihnen aus dem Hinterland aus Richtung des an der Grenze liegenden Uspenka einen Schlag versetzten.
Im Morgengrauen des 27. August beschoss einen Schützenpanzerwagen von der Front, der in die Stadt zurückkehrte, das Gebäude, wo sich der SBU befand. Und am Tag zogen dann schon die Milizen ohne Schüsse in Amwrosiewka ein. Und dann begannen sich aus den benachbarten Häusern, zuerst zaghaft, aber dann immer kühner und freudiger die Menschen zu versammeln, um ihre Befreier zu begrüßen. Der Alptraum der faschistischen Besatzung, die etwa fünf Monate gedauert hatte, war zu Ende.
… Die seit diesen schrecklichen Tagen vergangenen Jahre kann man nicht leicht nennen. Und das nicht aus objektiven Gründen, sondern auch zum Teil aus subjektiven. Natürlich erwartete niemand, dass der Krieg sich solange hinziehen würde. Denn an den Panzern und Schützenpanzerwagen, die nach Amwrosiewka einzogen, waren Kampfaufschriften: „Nach Kiew“, „Nach Lwow“. Leider wurde nicht einmal Mariupol eingenommen, weder Slawjansk noch Kramatorsk noch andere Städte und Dörfer der westlichen und nördlichen Bezirke des Donbass wurden zurückgeholt. Und bei weitem nicht aufgrund von fehlendem Heldentum der Soldaten, sondern eher aufgrund politischer Verwicklungen.
Was das Trachten nach einer Wiedervereinigung mit Russland betrifft, so verzögerte sich dieser Prozess auch und nach Meinung vieler ungerechtfertigt. Dies brachte ein Gefühl von Enttäuschung, von Depression hervor und tut dies noch. Obwohl in letzter Zeit auch bestimmte Bewegungen festzustellen sind, die mit der Integration des Donbass mit der Russischen Föderation zusammenhängen, vor allem im Bereich der Gesetzgebung und der Ökonomie.
Dennoch bleibt die Situation im Hinterland schwierig und uneindeutig. In die staatlichen Strukturen schlichen nicht wenige von denen ein, die während der Kämpfe irgendwo in Rostow oder weiter in Deckung gegangen waren. Und andere arbeiteten sogar in dieser oder jener Weise mit dem Besatzern zusammen. Dies wirkte sich unausweichlich so aus, dass die Erwartungen der Menschen in bedeutsamen Maße nicht gerechtfertigt wurden.
Denn das Volk erhob sich im Frühjahr des Jahres 2014 nicht nur gegen den Angriff der Bandera-Banden, sondern auch für die Wiederherstellung der sowjetischen, sozialistischen Ordnung. Viele rechneten damit, dass ein freies Noworossija ein Hebel zur Wiedergeburt der Sowjetunion, sozialistischer Prinzipien, sozialer Gerechtigkeit werden wird.
Natürlich kann es auch so sagen: in der Kriegszeit hätte sich das Leben in der DVR um ein Vielfaches schwerer erweisen können, als es jetzt ist. Dank der Hilfe Russlands, sowohl staatlicher Strukturen als auch nichtstaatlicher, einschließlich in erster Linie der KPRF, wird der Bevölkerung, Unternehmen und Organisation der Republik verschiedenste materielle Hilfe geleistet.
Die Landwirtschaft entwickelt sich weiter, bei einer Reihe von Kennziffern ist die DVR bereits zur Selbstversorgung übergegangen. Aber wie zuvor gibt es zu wenig Arbeitsplätze, was die Menschen zwingt, weiterhin nach Russland zu migrieren. Deswegen gibt es in Amwrosiewka zu wenig Ärzte und technische Spezialisten. Letzteres wirkt sich besonders hart dann aus, wenn in vollem Maße mit dem Wiederaufbau der örtlichen Industrie begonnen wird.
Und dennoch, das hebt das Erreichte in keiner Weise auf. Das Volk des Donbass hat mit der Waffe in der Hand sein Recht auf Eigenständigkeit und Freiheit verteidigt. Beim Jubiläum der DVR verspürt es voll und ganz, dass die Republik sein Kind ist, in Schmerz und Blut geboren, und dieses Kind wird es bis zum letzten Tropfen Blut und bis zum letzten Atemzug verteidigen.
Wladimir Wasiljew